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Dr. Ralf Eisenbeiß ist erster Ansprechpartner bei der Franz & Wach Personalservice GmbH zu den Themen Marketing und Kommunikation. Als Pressesprecher und Marketingleiter übernimmt er neben der klassischen Pressearbeit auch die Tätigkeitsbereiche des strategischen Marketings und Texte. Mit seinem TikTok-Account hat sich Tim Schweizer auf Social Media bereits vor seiner Zeit bei Franz & Wach einen Namen gemacht. Seit sechs Monaten unterstützt er das Unternehmen als Social Media Manager und baute in diesem Zeitraum erfolgreich den TikTok-Kanal des Personaldienstleisters aus.
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Ein Interview aus dem SocialHub Mag #20
Das Wort „Influencer“ ist in den letzten Jahren sehr oft mit negativen Eigenschaften in Verbindung gebracht worden. Dass die persönliche Social-Media-Erfahrung von Mitarbeitenden eine Chance für Unternehmen sein kann, zeigt uns das Beispiel der Franz & Wach Personalservice GmbH. Seit einem halben Jahr begeistert Tim Schweizer – dessen eigener TikTok-Kanal als Deutschlands größter Tischtennis-Kanal gilt – als Social Media Manager Fans und Mitarbeitende der Personalvermittlung auf TikTok. Welchen Mehrwert und welche Potenziale dadurch für Unternehmen entstehen, wollten wir von Tim Schweizer und Dr. Ralf Eisenbeiß wissen.
Tim, du betreibst Deutschlands stärksten TikTok-Account zum Thema Tischtennis (@timvsball). Inzwischen hast du deine Passion zum Beruf gemacht und arbeitest als Social Media Manager bei Franz & Wach. Wie fing das Ganze bei dir an?
Tim: Wie viele andere war ich vor Corona der Meinung, dass TikTok eine App für Kinder sei und wollte ursprünglich nichts damit zu tun haben. Ich habe mich dann aber doch überreden lassen, die App auszuprobieren und Inhalte zu posten. Mein erstes Video erreichte ziemlich schnell eine Million Views. Dadurch motiviert, habe ich mehr Content produziert und in eineinhalb Jahren meinen Account mit über 113.000 Follower*innen aufgebaut. Da mir das Ganze so viel Spaß macht, wollte ich mein Hobby zum Beruf machen und habe mich auf eine Stelle als Social Media Manager bei Franz & Wach beworben. Nun bin ich bereits seit einem halben Jahr dabei und betreue sämtliche Social-Media-Kanäle des Unternehmens.
Ihr zählt, unter anderem aufgrund eurer Aktivitäten auf TikTok, als ein Vorreiter in Sachen Social Media für Personaldienstleister. Welche Strategie verfolgt ihr mit euren Marketingaktivitäten auf diesen Plattformen?
Ralf: Unser tägliches Geschäft als Personaldienstleister ist es zwar, Unternehmen und Bewerber*innen zusammenzubringen. Allerdings ist es bei der aktuellen Marktlage ohne aktives Marketing nicht mehr möglich, die passenden Menschen für eine Stelle zu akquirieren. Heutzutage durchlaufen potenzielle Bewerber*innen den Suchprozess anders. Sie googeln nach passenden Angeboten und erhalten eine Vielfalt an Stellenangeboten in diversen Jobbörsen. Unsere Aufgabe im Marketing ist es, dass Franz & Wach bereits bei der Vorselektierung aus dieser Masse heraussticht, indem der/die Suchende unseren Namen zumindest wiedererkennt.
Tim begeistert Tischtennis-Fans mit seinem eigenen TikTok-Kanal, dem inzwischen über 113.000 Menschen folgen. Seine Erfahrungen als TikTok Creator lässt er nun als Social Media Manager bei Franz & Wach einfließen.
Screenshot: https://vm.tiktok.com/ZMYMDnxNg/
Mit TikTok gelten wir im Benchmark als Vorreiter unserer Branche. Generell ist es aber so, dass viele das Thema Social Media eher stiefmütterlich behandeln und keine richtige Content-Strategie verfolgen. Viele schalten zwar Ads, aber ohne selbst relevante Inhalte zu posten. Wir wollen mit unserem Content-Mix aus Mehrwert und Unterhaltung aus dem Angebot der Masse herausstechen und auf allen Plattformen an vorderster Front mitmischen. Unsere Content-Strategie hilft uns dabei, unsere Reichweite ohne große Budgetausgaben auszuweiten. Anders als bei traditionellen Werbemitteln wie Fernsehwerbung oder Sponsoring schaffen wir es mit Social Media zusätzlich, auch relevante Informationen mitzutransportieren.
Hatte Tims Erfahrung als TikTok Creator einen Einfluss auf eure Entscheidung, auf dieser Plattform zu starten?
Ralf: Die Erweiterung um eine weitere Plattform war ursprünglich nicht geplant. Als wir nach einem/einer Social Media Manager*in für unsere Kanäle gesucht haben, hat Tim sich beworben und gesagt, dass er sich vorstellen könnte, Videocontent für Franz & Wach zu drehen und einen TikTok-Kanal aufzubauen. Wir stehen neuen Ideen offen gegenüber, weshalb wir beschlossen haben, das Ganze zu testen. Nachdem Tim anfing, Content auf TikTok zu posten, kam der erste Erfolgsnachweis ziemlich schnell. Wir waren auf einem Branchentag und nutzten die Pausen, um die Followerzahl zu verfolgen. Diese stieg so schnell, dass wir abends bereits die 2.500 erreicht hatten. Daraufhin wollten wir auf unseren Erfolg im Irish Pub auf der gegenüberliegenden Straßenseite anstoßen, bevor wir die 3.000er-Followermarke knacken. Was soll ich sagen – wir haben es nicht rechtzeitig dorthin geschafft.
Wow! Gab es unternehmensseitig Bedenken, sich auf TikTok zu wagen?
Ralf: Die Chancen, die uns TikTok bietet, überwiegen die Sorgen, die wir anfangs hatten. Tim hatte durch seinen eigenen Account gezeigt, dass er bereits Erfahrung in diesem Feld hat. Wir geben Tim freie Hand bei der Content-Findung und -erstellung. Das erfordert natürlich viel Vertrauen in die Mitarbeiter*innen, aber selbst wenn mal etwas nicht so funktioniert wie gedacht, gehört das einfach zum Lernprozess dazu. Ich finde, das ist es, was am meisten Mut benötigt.
Unsere Content-Strategie hilft uns dabei, unsere Reichweite ohne große Budgetausgaben auszuweiten
A propos Content Creation: Videomaterial zu produzieren geht mit immer mehr Aufwand einher. Wie schafft ihr es, immer wieder neue Ideen zu sammeln und diese auch umzusetzen?
Tim: Durch den Erfolg kam es zu einer Sympathie-Bewegung innerhalb unseres Unternehmens. Vor TikTok war es oft so, dass wir kaum Reaktionen erhalten haben, wenn wir bei unseren Mitarbeiter*innen nach Bildmaterial gefragt hatten. Inzwischen beteiligt sich die gesamte Belegschaft am Ideenfindungsprozess, was meine Arbeit erleichtert. Zusätzlich helfen sie mir, indem sie gemeinsam mit mir vor der Kamera stehen und nicht nur mein Gesicht in den Videos zu sehen ist.
Die größte Herausforderung am Contentfindungs-Prozess ist die Tatsache, dass wir eine Dienstleistung und kein Produkt anbieten, das ich in Videos vorstellen könnte. Der einfachste Weg wäre natürlich, auf aktuelle Trends aufzuspringen. Mit meinem eigenen Kanal kann ich auf Trend-Sounds zurückgreifen und erreiche damit automatisch größere Reichweiten. Das geht mit einem Business-Account aufgrund der Lizenzen nicht. Deshalb muss ein Video wirklich gut sein, um viral gehen zu können.
Daher investiere ich viel Zeit, um mir die aktuellen TikTok-Videos und Reels anzusehen und Content-Ideen zu sammeln. So machen wir aktuell viele Rätsel auf TikTok, die auch wirklich gut ankommen und gerne auch mal Aufrufe im sechsstelligen Bereich haben.
Anschließend setze ich die Ideen ohne langes Nachdenken einfach um. Ich schnappe mir mein Smartphone und fange an zu filmen. Für die Nachbearbeitung nutze ich die App „Perfect Video“ oder erledige das direkt in TikTok. Ich denke, dass lange Abstimmungsschleifen und Freigabeprozesse hinderlich sind, wenn man schnelle Erfolge sehen möchte.
Inzwischen beteiligt sich die gesamte Belegschaft am Ideenfindungsprozess
Screenshot: https://vm.tiktok.com/ZMYMUBR3L/
Tim investiert als Social Media Manager viel Zeit, um sich die aktuellen TikTok-Videos und Reels anzusehen und Content-Ideen zu sammeln. Mit dem TikTok-Account von Franz & Wach springt er gerne auf aktuelle Trends auf und hat damit Erfolg
Screenshot: https://vm.tiktok.com/ZMYMU6jPr/
Ihr habt mit unterhaltsamen Videos angefangen und mischt jetzt auch Infotainment in euren Themen-Mix hinein. Wie kann man sich das vorstellen und welche Strategie verfolgt ihr damit?
Tim: Wir wollten zunächst unsere Reichweite steigern und unsere Stamm-Community festigen, um unsere Marke dadurch bekannter zu machen. Inzwischen haben wir aber auch damit begonnen, Mehrwert-Postings zu veröffentlichen. Ein Beispiel dafür ist unser Video über Zeitarbeit, in dem wir das Konzept erklären.
In Zukunft wollen wir im Format „Job-Spotting“ verschiedene Arbeitswelten und Berufe vorstellen. Die Idee ist, dass wir unsere Kundinnen und Kunden bei ihrer täglichen Arbeit filmen, um daraus ein Profil zum jeweiligen Job zu erstellen. So entsteht für uns Content, den wir diesen Firmen dann auch zur freien Nutzung zur Verfügung stellen.
Mit dem Format „Job-Spotting“ bietet das Unternehmen Einblicke in den Arbeitsalltag seiner Kundinnen und Kunden und stellt Jobs vor.
Screenshot: https://vm.tiktok.com/ZMYMUWoe6/
Mit ihrem Beitrag zur „Fill-the-Cup-Challenge“ landeten Franz & Wach einen viralen Hit. Nach fünf Tagen zählte das Video bereits über zehn Millionen Aufrufe, mittlerweile sind es über 21 Millionen.
Screenshot: https://vm.tiktok.com/ZMYMDQhUA/
Eine Herausforderung, mit der wir an dieser Stelle nicht gerechnet haben, ist, dass Social Media bei anderen Unternehmen noch keinen so hohen Stellenwert hat wie bei uns. Dadurch hindern mich beispielsweise lange Freigabeprozesse der anderen Unternehmen daran, die Inhalte überhaupt zu erstellen. Schlussendlich ist unsere Reichweite, die ich noch stärker ausbauen werde, jedoch das stärkste Argument für diese Art von Videos.
Zum Thema Reichweite: Ihr habt mehrere Videos mit hunderttausenden Aufrufen. Eines ging sogar viral und hat 20 Millionen Views geknackt. Was ist euer Geheimrezept?
Tim: Unser virales Video sorgt auch bei uns regelmäßig für Gesprächsstoff. Ich denke, dass es daran liegt, dass wir den Spannungsbogen von Anfang bis Ende durchgezogen haben und dadurch generelles Interesse geweckt haben. Ein zusätzliches Signal für den Algorithmus sind Kommentare. Wir haben zwar gemischtes Feedback zum Video erhalten und vereinzelt waren auch negative Kommentare mit dabei, allerdings haben auch diese im Endeffekt den Algorithmus gepusht.
Beim Blick in den Inhalt der Kommentare haben wir zusätzlich gesehen, dass unsere Kollegin Alina nicht ganz unschuldig am Erfolg war. Das heißt: Die Attraktivität der Person im Video hat wohl auch einen Einfluss darauf, ob das Video viral geht (lacht).
Natürlich spielt auch eine Portion Glück mit. Unser Video ist nie stagniert und generiert nach wie vor Aufrufe und Likes – auch international. Es hat sogar den Hersteller des Wasserhahns erreicht, der es dann wiederum auf LinkedIn gepostet hat, wodurch er dem Video zu noch mehr Reichweite verholfen hat. Für mich als Social Media Manager ist es immer toll zu sehen, wie sich Postings entwickeln. Man geht bei 60.000 Views ins Bett und wacht mit 400.000 auf.
Welche Überraschungen haltet ihr für die Zukunft bereit?
Ralf: Wir wollen mit unserem „Job-Spotting“-Format richtig durchstarten und damit starken Content erstellen, um unsere Zielgruppe auszuweiten. Natürlich arbeiten wir auch daran, all unsere Kanäle im Branchenvergleich nach vorne zu bringen und ein gewisses Maß an Bekanntheit zu erreichen.
Tim: Wir haben bereits einen signifikanten Vorsprung, wollen diesen aber noch ausweiten. Zusätzlich arbeiten wir daran, unsere Community von TikTok auch auf unsere anderen Kanäle zu lenken.
Wir danken Ralf und Tim für das interessante Interview und wünschen beiden – privat und beruflich – weiterhin alles Gute!
Das Interview führten Gerald Glaßl und Annabell Tiller.
Dieser Artikel ist zuerst im SocialHub Mag #20/2023 erschienen. Das ganze Magazin mit allen Artikeln kannst du hier kostenlos downloaden.
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